Weltleiden

Du bist 12 Jahre alt. Hast dein Leben noch vor dir. Deine Eltern haben nicht genug Geld um dich zur Schule zu schicken , dich zu ernähren. Du bist fortgegangen. Irgendwo in Afganistan. Ein kleines unschuldiges Kind , in einem Land das vom Krieg zerfressen ist. Du läufst , du läufst durch die brütende Hitze , deine Lunge saugt förmlich den dreckigen Sand ein , du hast Bauschmerzen vor Hunger. Du weißt wenn du stehen bleibst , hast du keine chance zu überleben. Du hast kein Ziel vor Augen , nur einen Gedanken ' Laufen ! Nicht stehen bleiben!' Am Horizont siehst du die Umrisse einer kleinen Stadt. Und als endlich die Tore in greifbarer Sichtweite sind , atmest du erleichtert auf. Du siehst einen kleinen Hund , knapp 100m vor dem Stadteingang sitzen. Abgemagert. Entkräftet. Er tut dir leid. Du bist in der selben Situation wie der kleine Kerl , ihr seid gleich. Du hebst in hoch in deine Arme , trägst ihn. Zusammen geht ihr in die Stadt. In einer abgelegenen Gasse findet ihr einen alten dreckigen Brunnen. Du lässt den Eimer hinunter , in der Hoffnung Wasser zu finden. Du hast Glück. Doch du wolltest die paar Tropfen Wasser nicht für dich , vorsichtig hälst du den Kopf des kleinen Hundes an das Wasser. Er trinkt es hastig. Du hast zum ersten mal seit dem du ihn trägst das Gefühl , dass sein kleines Herz schlägt , dass er Atmet. Er drückt sich in deinen Armen , knurrt, fiept , knurrt wie eine Katze. Du suchst nach was essbarem. Du hast wieder Glück , findest was. Nicht viel , du teilst es mit dem kleinen. Langsam wird es dunkel . kälter , angenehmer. Erst jetzt bemerkst du wie erschöpft du bist , wie ausgelaugt , am Ende deiner Kräfte. Du weinst. Du hast Angst , du weißt nicht wie es weitergehen soll. Der kleine Hund schläft in deinen Armen, atmet leise.
Du lehnst dich an die Wand, schaust in den klaren Himmel , siehst die Sterne flimmern. Du beginst zu Träumen : Du bist bei deinen Eltern, ihr lacht, ihr habt spaß. Du musst diesen quälenden Hunger nicht mehr spüren , den unerträglichen Durst. Keine Angst mehr haben.
Kein Krieg. Kein Tod. Kein beißender Geruch der tausend Leichen. Du darfst eine Zukunft haben.
BOOOM!
Ein lauter , in den Ohren dröhnender Knall weckt dich und den kleinen auf. Eine Bombe ist explodiert. Ein Selbstmordtäter. Du begreifst dass du nicht mehr Träumst. Und du begreifst dass der Krieg dich wieder eingeholt hat , das Leid , die Toten. Du hörst die Schreie der Menschen. Hilferufe. Der kleine hund zittert vor Angst in deinen Armen. Du knallst mit dem Hinterkopf zurück auf die Wand. Du wünscht dass alles ein Ende haben soll.

Kilometerentferntes Deutschland:
'' Papaaaaa , ich hab keinen Hunger mehr , das schmeckt nicht , warum gibt es überhaupt Kartoffeln , ich mag Kartoffeln nicht , Paapaaaaa , ich will Fernsehen!''
''Aber schatz , Karoffeln sind gesund!''
'' Ich ess die aber nicht mehr , pech.''
''Ist okay kleines , dann lass liegen , nicht schlimm''
''Boar Papa , die eine hat in der Schule gesagt , dass sie ein neues Handy bekommt !! Ich WILL auch ein neues Handy!''
''Ach .. du hast doch schon ein neues , naja okay ''
''Ohh papa daaaaaaanke''

''Liebling ? was soll ich mit dem Topf Reis und mit den Schnitzeln von gestern machen ? ''
'' Schmeiß die ruhig weg , ich wollte nacher frischen Fisch machen.''
''Achso , ja hattest du gesagt , ja mach ich.''

''So eine scheiße , eh! Ich hab kein bock auf schule!''
''Aber echt mal!''
''Ha! guck mal da die alte da! Wie kann man nur so scheiße aussehen? hehehe ''
''Sehr schön , hahahaa ''
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Manchmal habe ich das Gefühl , dass wir uns alles zu selbstverständlich nehmen.
Weil es für uns immer vorhanden war. Trotzdem.
Die Erde hat nur begrenzte Ressourcen. Auch wenn wir Tiere masseweise halten , wir pflanzen Gemüse , Obst an - zum Verzehr. Das ist keine Garantie , dass in 20 Jahren es noch so ist. Oder in 50. Wir gehen mit unserer Erde nicht gut um , wir gehen mit anderen Menschen nicht gut um. Es geht immer nur um's Geld.
Mit dem Geld , mit dem Griechenland vor der Pleite gerettet werden soll , könnte man mehrfach den Welthunger beenden.
Und irgendwann , vielleicht nicht diese Generation , vielleicht doch , kommt alles auf uns zurück.
Sollte man sich immer im Bewusstsein behalten.