Kannst du dich in die Haut eines Lebewesen versetzen, der die einzigen zwanzig Schritte Freiheit seines Lebens in Richtung seines Todes geht?

''Das kannst du doch, oder? Auch wenn du es nicht in vollem Umfang begreifen kannst, so hast du doch zumindest den Hauch einer Ahnung davon, wie sich das anfühlen muss, nicht wahr? Versuch mir nicht zu erzählen, dass du es nicht kannst, du hast lange genug gelebt, um zumindest ein, zwei Ereignisse verkraftet zu haben, die mit großen körperlichen oder seelischen Schmerzen verbunden waren. Und selbst wenn du noch jung bist und diese Erfahrungen erst vor dir liegen, so hast du dir immerhin deine Gedanken darüber gemacht was der Tod eigentlich bedeutet oder bedeuten könnte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du über die Fähigkeit des Reflektierens verfügst, und ich weiß, dass du die Gefühle anderer Lebewesen nachempfinden kannst, du musst es können. Kannst du aber auch nachempfinden, wie es ist, als Gefangener in einer Zelle zu leben, vielleicht sogar in ihr geboren worden zu sein, in der man weder stehen, sitzen, liegen, sich aufrichten oder überhaupt richtig bewegen kann? Über was denkst du eigentlich nach, wenn du dein ganzes Leben lang eingesperrt bist und nie etwas anderes gesehen, gehört oder empfunden hast als die beschränkten Eindrücke die dein beschränktes Dasein mit sich bringen? Entwickelst du überhaupt ein Bewusstsein? Als was empfindest du dich dann? Von was träumst du? Von Radioberichten, Wärtern, Anstaltsdirektoren, Patienten, Birken, Feldern, Panzerfahrzeugen und einem strahlenden blauen Himmel? Wie mag sich das für ein Lebewesen anfühlen, wenn er zwanzig Schritte auf seinen Tod zu stolpert und dabei ein lächerliches und erbärmliches Bild abgibt, weil er noch nie zuvor in seinem Leben gelaufen ist? Wenn die Knochen in seinen Gliedmaßen brechen, weil man ihn in seiner eigenen Zelle so fett und schwer gemacht hat, dass er sein eigenes Körpergewicht nicht mehr tragen kann. Ich denke dass du das nicht nachempfinden kannst, auch wenn du es wolltest. Selbst wenn du dir vorstellst, dass alles was dein Leben ausmacht einfach weg wäre, selbst wenn du das schlimmste Leid, das du jemals empfunden hast, mit 1000 potenzierst, so würde diese Vorstellung nicht annähernd an das heran reichen wovon ich rede, denn am Ende bist und bleibst du ein ...''
Alexander Kaschte - 20 Schritte Freiheit Teil 4

Seit den letzten Tagen habe ich wiedermal meine vegetarische Phase. Aber was soll ich mich jetzt groß über Massentierhaltung beschweren. Es ist einfach so , dass wir damit uns erst selber schaden müssen um etwas zu ändern. Mehr gibt's wohl nicht zu sagen.